Aqua Vitae – Das Wasser des Lebens
Die historischen Ursprünge des irischen Whiskeys liegen größtenteils verborgen in den Nebeln der Zeit. Denn wann die Alkoholdestillation in den Nordwesten Europas gelangte, das ist nach heutigem Stand der Quellen nicht überliefert. Die erste Erwähnung der Destillation finden wir im Red Book of Ossory. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert. Der Bischof von Kilkenny, Richard de Ledrede, beschreibt darin die Herstellung von Alkohol unter Beigabe verschiedener Kräuter zur medizinischen Anwendung. Das Destillat nennt er ‘aqua vitae’. Wasser des Lebens. Ein weiteres Dokument sind die Annalen von Clonmacnoise aus dem frühen 15. Jahrhundert. Darin erwähnen die Verfasser, dass ein regionaler Clanführer nach erheblichen Konsum von ‘aqua vitae’ verstarb.
Uns zeigen diese beiden Dokumente, dass die Menschen des Hochmittelalters das Wasser des Lebens ursprünglich als Heilmittel nutzten und scheinbar Klöster die Orte der Herstellung waren. Jedoch offensichtlich konsumierten sie es bereits früh (und übermäßig) auch als Genussmittel. Gleichzeitig dürfte das ungelagerte und mit Kräutern versetzte ‘aqua vitae’ geschmacklich nur sehr wenig mit dem modernen, in Fässern gereiften Whiskey zu tun gehabt haben. Somit können wir das heilende ‘aqua vitae’ als den Großvater des Whiskeys betrachten, das spätestens seit dem 14. Jahrhundert in Irland hergstellt wurde.